Schon Ende 2019 für den Marathon rund um den Winterstein angemeldet
Schon Ende 2019 beginne ich mit den Planungen für meine 2020-Challenge. Bis dahin gab es allerdings noch keinen Namen dafür. Egal. Und auch wenn ich sonst eher der Macher, als der intensive Planer bin, schaue ich mal was es für Läufe in 2020 gibt. Schnell ist mir klar, dass auch vor der Saison des Kletterwaldes einiges gehen sollte. Vielleicht sogar am Besten auch sonntags, damit der Samstag ein Arbeitstag sein kann. Ja und in der Nähe sollten die Läufchen sein.
Irgendwann höre ich dann vom Friedberger Lauf „Rund um den Winterstein“. Verschiedene Distanzen stehen zur Auswahl. Die einzige Frage: 30 oder 42,2km?
Bühne und laufen vereinbaren
Hmm… Aber ich überlege nicht lange. Denn nach den 50 Kilometern von Marburg steht Ende März ja wieder ein Ultra an. Wobei ich da noch nicht ganz festgelegt bin. Am 28.03.20 gibt es irgendwo einen Ultra und am 29.03.2020 die 6-Stunden von Mörfelden.
Allerdings wäre am 29.03.2020 auch die „Offene Bühne“ im KFZ in Marburg. Ach immer diese Entscheidungen!
Um Nägel mit Köpfen zu machen, entscheide ich mich für den 28.03.20 zum Laufen und am Sonntag ein Versuch auf die Bühne zu kommen.
Meine Bühne im März bisher: Offene Bühne, Bergisch Land – Klosterkirche in Remscheid-Lennep: Bericht dazu ist hier
Nach Marburg ein Trainingslauf für den Ultra Ende März
Somit entscheide ich mich in Friedberg für die Marathon-Strecke mit 42,2km, um noch ein paar Kilometer auf die Uhr zu bekommen. Lange Läufe sind immer gut. Es kommt mir bei der Challenge ja auch gar nicht so direkt auf Zeiten an. Es geht mehr um das Ankommen an sich, den Spaß mit den Menschen und dass ein guter Film für die Nachwelt entsteht. Quasi als Motivationsschub und Inspiration für andere. Nach Marburg ist mir das ja auch wieder gelungen.
Aber wie war das mit diesem Virus dessen Name gerade in aller Munde ist? Corinna? Conora? Ahh nee: Corona. Wegen dem stand ja auch der Lauf in Marburg schon auf der Kippe. Angefangen hat alles irgendwie in China und dann geht es um die ganze Welt. Wo genau es herkommt und wie er sich verbreitet hat, das scheint irgendwie komplett unklar. Doch um die Ausbreitung einzudämmen oder zu verlangsamen, sollen die physischen Kontakte massiv zurück gefahren werden.
Marburg am 29.02.2020 – 50 Kilometer im Lahntallauf – der Bericht ist hier
Marburg fand Ende Februar noch statt. Eine Woche später werden die Maßnahmen schon verschärft. Und für uns Läufer wird die Situation gerade unklar. Über die Sozialen Netzwerke erfahre ich von Alex, dass der Bienwald Marathon in Kandel eine Woche nach Marburg abgesagt wurde. Ganz schon ärgerlich. Denn bis dahin galt noch das Verbot von Veranstaltungen ab 1000 Personen. Und in Kandel waren wohl weniger Läufer am Start. Ärgerlich.
Corona am Start – und wir in Friedberg?
Die Woche vor Friedberg plätschert so dahin. Irgendwie hört man nichts. Viele Nachrichten über Corona. In verschiedenen Ländern bricht gerade das öffentliche Leben zusammen und wir in Deutschland scheinen noch recht verhalten, doch mehr und mehr rückt das Thema um den Virus in den Mittelpunkt. Freitag der 13te – und schwupps kommt eine Nachricht in unserer „Mittwochs-Berglauf-Gruppe“:
Absage des Friedberger Laufs „Rund um den Winterstein“.
Da kann man sich jetzt drüber ärgern oder man kann es auch lassen. Verständlich ist es aus meiner Sicht. Der Veranstalter trägt ja doch ein gewisses Risiko und die Verantwortung so oder so. Und lieber einmal mehr im Sinne der Gesundheit gehandelt, als zu wenig.
Wir verabreden uns kurzfristig für eine Einheit mit Höhenmetern
Die Bundesregierung erlaubt bei uns noch den Aufenthalt im Freien und auch in kleinen Gruppen. Wir starten diesmal auch wieder in unserer bisher schon über die Landesgrenzen hinaus bekannten Dreier-Combo bestehend aus:
- Katrin
- Claudia
- Simon
Gestartet sind wir das erst Mal beim Gelnhäuser Trailrun im September 2019. Danach war ich Anfang Oktober zusammen mit Katrin beim Gelita-Trail-Marathon in Heidelberg gestartet. Seitdem sehen wir uns immer wieder. Beim Training und beim Wettbewerb auf der Strecke unterwegs
Nach der Absage organisieren wir unseren eigenen Ersatzlauf in kleiner Gruppe. Und um vom Sonntag noch etwas zu haben, verabreden wir uns für halb acht am Sonntag Morgen zum Start.
Wir wollen die Mittwochs-Laufstrecke von Katzenfurt auf den Burghof der Burg Greifenstein laufen.
Die Strecke umfasst 12 Kilometer und wie sich danach herausstellt kommen wir pro Etappe auf knapp 250 Höhenmetern.
Gemeinsam haben wir schon die 50 Kilometer von Rodgau gerockt! Der Bericht dazu ist hier
Dreimal hoch auf die Burg – oder viermal
Gesagt – getan, wir treffen uns zu unserem „Coronathon“ – wie man liebevolle die Ersatzläufe durch den Ausfall nach Corona nennt – und starten los. Gemeinsam haben wir ein sehr starkes Verpflegungspaket:
- Muffins
- Riegel
- Laugengebäck mit Salz
Ich habe mal was Neues ausprobiert. Da irgendwann das Salz aus dem Körper ist und ich die Tage schon mal nachgelesen habe, dass einfaches Kochsalz für die Auffüllung der Speicher ausreichend ist, löse ich mir einen halben Teelöffel in warmen Wasser und packe mir dies ein.
Kurzes Intro für den kommenden Film abdrehen, Uhr abdrücken und los geht’s
Geplant ist dreimal hoch auf die Burg zu laufen – Unser Coronathon
Nach etwas über einer Stunde sind wir zum ersten Mal auf der Burg angekommen. Kamera raus und gleich mal festhalten, wie der Dunst noch im Tal hängt. Ich mache jedes Mal eine solche Aufnahme, um zu schauen, wie sich alles im Laufe des Vormittags verändert. Sensationell.
Außerdem gibt es einen kleinen Monolog über den Sinn und Unsinn die Veranstaltungen aufgrund von Corona abzusagen.
Dann geht es wieder runter durch das Talbachtal und das Grundbachtal und über die Landstraße, die von Edingen nach Katzenfurt führt – zurück zum Start bei der Firma Lütticke.
Hier startet auch der legendäre Berglauf Greifenstein. Der soll diesmal am Samstag, 16.05.2020 stattfinden, wenn er nicht einer Absage zum Opfer fällt.
Laufen – Stärkung am Buffet und wieder laufen
An den Autos stärken wir uns an unserem umfangreichen Buffet. Hier gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Zudem probiere ich auch meine Salzlösung aus. Schmeckt sehr bescheiden, scheint aber zu helfen – selbst wenn es nur der Placebo-Effekt ist. Also ab in die zweite Runde. Gut gelaunt geht es wieder rauf auf die Burg. Die Strecke ist super. Raus aus Katzenfurt über die „alte Landtraße“ Richtung Edingen. Durch das Grundbachtal und Talbachtal erklimmen wir die Anhöhe bis unterhalb der Burg Greifenstein. Und nach der zweiten Runde haben wir schon 24 Kilometer auf der Uhr.
Hochlaufen – Ausblick genießen – Runterlaufen – Buffet stürmen und Repeat
Hoch – Ausblick genießen und wieder runter – kurze Stärkung, viel trinken und gleich wieder hoch. Diesmal sprechen wir uns ab, dass ich unabhängig von den Mitläuferinnen durchstarten. Scheinbar bin ich doch etwas schneller und starte durch.
Gestoppt durch zwei Fußgängerinnen überholen mich Katrin und Claudia kurz vor dem Anstieg. Nach einem kurzem Gespräch geht es aber wieder weiter und ich holen beide wieder ein. Ich laufe in der dritten Runde locker nochmal hoch und auf dem Rückweg sammle ich die beiden Ultraläuferinnen unterhalb der Burg wieder ein.
Nach guter Stärkung doch nochmal hoch
Erstaunlicherweise läuft es bei mir ganz gut. Ich überlege, ob ich noch zu einer vierten Runde durchstarte. Nach der dritte Runde zurück am Auto warte ich auf Katrin und Claudia. Die scheinen beide etwas müde vom Laufen zu sein. Ich starte zumindest einen Versuch nochmal hochzulaufen.
Gestärkt mit leckeren Muffins und noch ein Schluck von meiner Salzlösung in Kombination mit Apfelschorle geht es nochmal rauf auf die Burg.
Ein viertes Mal auf die Burg. Wieder die Aussicht genießen und ab zurück ins Tal. Jetzt merke ich auch, wie ich im Eimer bin.
Unten angekommen versuche ich noch die 49 Kilometermarke auf der Uhr voll zu machen und als ich das endlich erreicht habe, lasse ich die Uhr noch auf die 6 Stundenmarke zulaufen.
In Summe sind es nachher 49,23km in 5:59:59 Stunden.
Damit hätte ich meinen Ultralauf für den Monat März auch schon gerockt. Und ich bin wirklich kaputt. Vielleicht gibt es noch einen zweiten Ultra in diesem Monat, denn der eigentliche war ja für den 29.03.20 geplant.
Distanz geschafft und noch etwas über das hinaus, was ursprünglich geplant war. Und gleich den Ultra für meine Challenge gecheckt. Wahnsinn. Ich bin total begeistert.
Learnings nach einem Ultralauf statt Marathon
Auch aus diesem Lauf gibt es wieder einiges zu lernen – durch das Erlebnis:
Nicht aufhalten und beeindrucken lassen, wenn es gerade mal nicht direkt läuft. Absage des Laufs aufgrund von Corona – egal – wir laufen dennoch, dann halt in kleiner Gruppe.
Drei Runden sind geplant und vier wurde es dann:
Dran bleiben, wenn es läuft. Wenn Du im Flow bist, bleib dran und zieh es durch. Das ist das Besondere am Ultra laufen. Dranbleiben und Durchhalten. Das Gefühl am Ende, wenn Du mal wieder alle Grenzen neu abgesteckt hast, dann ist das ein MEGA-Gefühl, um nicht zu sagen ULTRA.
Ein drittes Learning möchte ich gerne noch mit kleiner Geschichte beschreiben.
Auf dem Rückweg in der zweiten Runde, kommt uns unten im Tal eine Reiterin entgegen. Sie läuft neben dem Pferd, dass sehr unruhig erscheint. Ob es verunsichert ist durch uns? Wir wissen es nicht. Sie steigt über einen Holzstumpf wieder auf, aber der Vierbeiner will nicht wirklich. Er will rückwärts und ich werde schon sehr unruhig, weil das Pferd scheint rückwärts einen Abhang runter fallen oder rutschen oder wie auch immer. Irgendwie kommen beide nicht richtig klar heute und auf einmal springt sie vom Pferd wieder ab. Ganz ehrlich? Mir hat es den Atem gestockt, weil ich beide schon rückwärts hab fallen gesehen – nicht gut!
Sie schreit ihr Pferd an, weil das Adrenalin, wohl aus allen Poren kommt. Und ich bin mir sicher, ich hätte ähnlich gehandelt, einfach, weil wir nur Mensch sind.
„Fight or Flight“ passt nicht immer
Ich geh auf beide zu, weil ich die Situation abkürzen will. Ich stelle mich dem Pferd vor indem ich meine Hand vor beide Nasenlöcher halte. Ich spreche die Reiterin – die sichtlich angespannt ist – direkt an:
„Ich kenne das aus dem Hundetraining. Heute ist vielleicht einfach nicht euer Tag. Denk nicht weiter drüber nach. Bring ihn und dich einfach nach Hause, aber am Besten zu Fuß! Macht euch nen schönen Mittag aber Training ist heute nicht“
Sie stimmt mir wohl zu und kommt langsam runter..
„Ich gehe jetzt noch ein Stück den Weg hoch, damit er nicht gewonnen hat und dann gehen wir zurück.“
Es gibt Situationen im Leben, da ist es manchmal nicht so, wie es sonst ist. Lässt sich vielleicht gar nicht immer alles erklären.
Auf einmal läuft es nicht so, wie es sonst läuft. Irgendwas ist anders.
Wenn Du das bemerkst – und wir merken das – dann lass es einfach sein. Beende das Training. Fahr langsam runter, sorgen für einen positiven Abschluss, reflektiere und beende den Tag mit einem Learning. Ende Gelände. Morgen ist auch noch ein Tag.
Denn wenn man in diesen Situationen weiter macht, geht es meist in die Hose. Und dann ist niemandem geholfen.
Ein starker Tag mit einem starken Lauf – Guter Ersatzlauf
Wir hatten auf jeden Fall einen sehr guten Lauf. Ein richtig gutes Buffet und ich muss sage, die Sache mit dem Salz im Wasser, war nicht wirklich lecker, aber Krämpfe gab es keine. Einzig für unterwegs hätte ich noch Wasser mitnehmen sollen. Abends hatte ich noch ordentlich Durst gehabt.
- Starker Lauf
- Mega-Strecke
- Bestes Wetter
- Tolle Trainingspartner
- Gute Idee mit diesem #coronathon
Jetzt heißt es mal abzuwarten, welche Läufe als nächste abgesagt werden und wie es generell weiter geht.
UPDATE vom 24.03.2020:
Bleichlochlauf, mein Ultra vom April ist abgesagt
Berglauf Greifenstein, ist abgesagt